Name: Nadine Michels
Alter: 34 Jahre
Bei UVB seit: November 2012 (10,5 Jahre), vorher Minijob während Studium und Praxissemester zwischen Bachelor und Masterstudium
Position: Bauleiterin
Nadine, du bist bei UVB als Bauleiterin beschäftigt. Warum Bau und kein klassischer Bürojob?
N: Weil hier kein Tag wie der andere ist. Die Baubranche ist sehr abwechslungsreich und bringt jeden Tag neue Herausforderungen mit sich. Kein Projekt ist wie das vorherige, immer wieder müssen neue Problemlösungen erarbeitet werden. Gerade im Hochbau verwirklicht man zusammen mit den Arbeiterkolonnen beeindruckende Projekte, die jahrzehntelang greifbar sind und die öffentliche Infrastruktur aufwerten oder bei Privatprojekten Wohnraum schaffen sowie die Industrie stärken. Als Bauleiterin trägt man wesentlich zum Gelingen eines Bauprojektes bei, was einen mit Stolz erfüllt. Spätestens bei der Abnahme einer Baumaßnahme sind sämtlicher Stress und Ärger vergessen und man erfreut sich am Ergebnis von teilweise monate- oder jahrelanger Arbeit. Außerdem kommt in meinem Job nie Langeweile auf. Die Arbeitstage vergehen durch den Wechsel von Büroarbeit und Außenterminen wie im Flug. Man hat das Gefühl, effektiv gebraucht zu werden und übernimmt Verantwortung. Ersetzbar ist man dadurch so schnell nicht.
Erzähl‘ doch mal: Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus und wie bist du zu UVB gekommen?
N: Nach dem Abitur habe ich unmittelbar ein Bachelorstudium an der FH Trier begonnen, an welches sich dann ein Masterstudium angeschlossen hat. Schon während des Studiums hatte ich die Gelegenheit, durch einen Minijob sowie ein im Studium integriertes Praxissemester erste praktische Erfahrung bei UVB zu sammeln. Danach war der Übergang fließend. Wenige Tage nach Abgabe der Masterarbeit bin ich in Vollzeit als Bauleiterin eingestiegen. Zunächst ca. 2 Jahre unter Betreuung eines erfahrenen Kollegen, dann erhielt ich gänzlich eigene Projekte.
Beim Thema Bauleitung oder generell bei Jobs in der Bauwirtschaft denkt man doch zunächst eher an klassische Männerberufe. Und auch bei UVB sind deine männlichen Kollegen offensichtlich in der Überzahl. Warum ist das so und fühlst du dich in der „rauen“ Männerdomäne wohl?
N: Ich denke schon, dass es in den Köpfen vieler Menschen noch fest verankert ist, dass es sich im Bausektor grundsätzlich um typische männliche Tätigkeitsfelder handelt. Aber wieso sollten Frauen das nicht genauso gut hinbekommen? Stück für Stück ist bereits eine Veränderung zu erkennen. Es „trauen“ sich immer mehr Frauen in diesen Berufszweig und grundsätzlich finde ich, dass die Akzeptanz hierbei auch sehr groß ist. Natürlich muss man als Typ Mensch dafür gemacht sein. Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein dürfen nicht fehlen. Mein Bürokollege pflegt immer zu sagen: „Wir sind hier schließlich nicht im Nagelstudio.“
Warst du zu irgendeinem Zeitpunkt unsicher und hattest Bedenken oder gar Zweifel?
N: Tatsächlich in der anfänglichen Studienzeit. Ich bin quasi ins „kalte Wasser“ gesprungen und hatte keinerlei Erfahrung im Bausektor. Nur das Interesse war schon immer groß. Bei sämtlichen handwerklichen Tätigkeiten zuhause habe ich immer voller Tatendrang mit angepackt. Viele meiner Mitstudenten besaßen bereits zahlreiche Grundkenntnisse. Das hat mich zwischendurch schon zweifeln lassen, ob ich für mich den richtigen Berufsweg gewählt habe. Nach und nach sind diese Gedanken jedoch verflogen, da ich mich mit Fleiß und Interesse in sämtliche Thematiken eingearbeitet habe und auch die guten Klausurergebnisse meine Entscheidung bestätigten. Im Job als Bauleiter angekommen gab es für mich dann keine Bedenken oder Zweifel mehr. Dies lag zum größten Teil daran, dass ich hier im Unternehmen so gut aufgenommen und unterstützt wurde.
Wie ist dein Eindruck: Hast du als Frau auf der Baustelle mit Vorurteilen zu kämpfen? Oder wird bei den Kolonnen oder auch Nachunternehmern tatsächlich kein Unterschied zwischen Bauleiter und Bauleiterin gemacht?
N: Glücklicherweise habe ich bislang selten Probleme gehabt. Ich denke, dass unsere Gesellschaft in den letzten Jahren immer offener geworden ist, so auch für Frauen im Baugewerbe. Das klassische Rollenbild Mann und Frau ist definitiv überholt.
Hast du persönliche Stärken, die dir im beruflichen Alltag helfen?
N: Ich bin grundsätzlich sehr akribisch und genau, außerdem ehrgeizig und zielstrebig. Mir fällt es nicht schwer, Konzepte aufzustellen und diese um- bzw. durchzusetzen. Ich habe Abläufe gerne selbst unter Kontrolle und mag es nicht, wenn etwas halbherzig angegangen wird.
Wie können deiner Meinung nach mehr junge Frauen für die Bauwirtschaft begeistert werden?
N: In der letzten Zeit wurden bei uns in der Firma viele Praktika von jungen Frauen absolviert – sowohl im Büro als auch vor Ort auf den Baustellen. Wir unterstützen das und helfen damit beim Berufseinstieg. Auch mit Erfahrungsberichten wie diesem Interview können wir Frauen die Bauwirtschaft näherbringen.
Hast du Tipps für Frauen, die genau wie du eine Karriere als Bauleiterin anstreben?
N: Sich einfach mal trauen, einen für Frauen eher untypischen Beruf zu wählen! Tatsächlich wird man meist besser aufgenommen und akzeptiert als vielleicht viele denken. Oft sind die Männer sogar froh über weibliche Kollegen und Geschäftspartner, da man sich produktiv ergänzen kann. Und was man nicht kann oder noch nicht weiß, kann alles erlernt werden. Vieles kommt mit der alltäglichen Berufspraxis ganz von selbst.
Vielen Dank für deine Zeit, Nadine!